Mit einem Erlass der königlichen Zentralstelle für Landwirtschaft vom 17. Juli 1869 begann der Versuch einer neuen landwirtschaftlichen Schulform in der oberschwäbischen Metropole, der Beginn der heutigen Fachschule für Landwirtschaft Ravensburg. Ziel war die Gründung und Etablierung einer landwirtschaftlichen Fortbildungsschule, an der gut ausgebildete Lehrer unterrichten und den Jungbauern eine Weiterbildung in nicht allzu weiter Entfernung von den Betrieben ermöglichen sollten. Am 22. November 1869 eröffnete die Schule in Ravensburg die erste Klasse der damals sogenannten Winterschule. 35 junge Bauernsöhne bildeten nach bestandener Aufnahmeprüfung die erste Klasse.
Die Aufgabe der Winterschulen bestand laut Punkt 1 des Status für landwirtschaftliche Winterschulen in Württemberg von 1886 in folgendem: „Die landwirtschaftlichen Winterschulen haben die Aufgabe, der Schule entwachsene Leute, welche später die Landwirtschaft betreiben wollen, teils in den Kenntnissen, welche sie von der Schule erworben haben, zu befestigen und weiterzuführen, teils durch geeigneten Unterricht in der Landwirtschaft und deren Hilfsfächern und soweit auszubilden, dass sie die wichtigsten Vorgänge im Betrieb der Landwirtschaft verstehen und insbesondere die in der ländlichen Wirtschaft vorkommenden Verhältnisse richtig beurteilen lernen.“ (aus der Festschrift „75 Jahre Landwirtschaftsschule Wangen im Allgäu“)
Parallel zur Aus- und Weiterbildung in Ravensburg, entwickelten sich auf Grund der enormen Nachfrage weitere Bildungsstandorte. in diesem Zusammenhang gründeten sich 1919 die landwirtschaftliche Winterschule in Wangen, 1922 die landwirtschaftliche Winterschule in Bad Waldsee und 1926 die Landwirtschaftsschule in Leutkirch. Zu diesen Zeiten war die Schule in Ravensburg beispielsweise mit 180 Schülern im Winter 1919/1920 und 148 Schülern im Winter 1920/1921 völlig überbesetzt. Über die Jahre hinweg wurden an den zahlreichen Bildungsstandorten des heutigen Landkreises Ravensburg mehrere Tausend Schüler im Bereich der Land- und Hauswirtschaft aus- und weitergebildet.
Die Fachschule für Landwirtschaft entwickelte und entwickelt sich stetig weiter. Aus dem Versuch von 1869 hat sich eine feste Instanz im Bereich der landwirtschaftlichen Weiterbildung in Oberschwaben etabliert, die im Jahr 2019 ihr 150 jähriges Jubiläum feiert. Darüber hinaus hat sich durch die enge Verknüpfung mit der Meisterprüfung ein sehr attraktives Weiterbildungsangebot für den Berufsstand entwickelt.
Heute ist die Fachschule für Landwirtschaft Ravensburg mit einer Außenstelle für den Bereich der hauswirtschaftlichen Weiterbildung in Bad Waldsee, neben Biberach und Sigmaringen einer von drei Bildungsstandorten für die landwirtschaftliche Weiterbildung im Regierungsbezirk Tübingen. Mit einer maximalen Klassengröße von 26 Studierenden beginnt jeden Winter ein neuer Jahrgang die Weiterbildung zum staatlich geprüften Wirtschafter für Landbau.